Ob Gott wohl auch eine Maske trägt?
Nette Vorstellung, oder?
Vielleicht aber sogar eine irrige und abwegige Vorstellung für Sie?
In der Bibel wird Gott an einigen Stellen tatsächlich sehr menschlich beschrieben: Er geht spazieren (Gen 3), er lacht (Ps 2), er pfeift (Jes 5,26). Natürlich ist dies eine bildhafte Sprache, die Gottes Handeln irgendwie verdeutlichen soll. Also darf man doch auch mal fragen, ob Gott eine „Schutzmaske“ aufziehen würde?
Die Antwort auf diese Frage: Ein klares Jein.
So menschlich manchmal unsere Vorstellungen von Gott sind, sie gehen ganz an seiner eigentlichen Erscheinung vorbei. Keiner kann das Antlitz, die Wahrheit, die Herrlichkeit Gottes direkt schauen. Das wird in der Bibel immer wieder betont. Gott zeigt sich nur „indirekt“. Man könnte bildhaft sagen: Gott trägt eine Schutzmaske, um uns zu schützen. Denn niemand würde ertragen können, Gott ein seiner Klarheit, Wahrheit und Ewigkeit zu sehen. Gott ist zu groß für mein Denken und Erkennen.
Und doch: Gott zeigt Gesicht!
Die ganze Geschichte Gottes mit dieser Welt ist aber eine Geschichte, in der Gott sich immer wieder zeigt. Einzelne Menschen erfahren immer immer wieder Gottes Nähe. In Zeichen und Taten wird er sichtbar. (z.B. Wolken- und Feuersäule, brennender Dornbusch,…). Mose redet von Angesicht zu Angesicht (2. Mose 33,11) mit ihm und im nächsten Moment sagt Gott ihm „Mein Angesicht kannst Du nicht sehen.“ (2. Mose 33,20) Jesaja hat in einer Vision einen Blick auf Gott und hält dies kaum aus „Weh mir, ich vergehe!“ (Jes 6,5) Und doch beruft dieser Gott Jesaja durch diese Vision zum Propheten. Es gibt durchaus ein paar Momente, in denen Gott mehr von sich zeigt. Doch diese Momente sind menschlich immer noch kaum zu erfassen und zu beschreiben.
Es ist ein beständiger und sehr guter Wunsch, dass Gott auch im Alltag Gesicht zeigt. Dort, wo er segnet, spiegelt sich sein Angesicht wieder. Nicht Auge in Auge begegnet er mir dort, aber ich darf wissen: Er blickt mich freundlich an! Er leitet mich mit seinem Blick (Ps 32,8). Und er zeigt sich in Gnade und Frieden. (4. Mose 6,25f).
Es gibt allerdings den einen Moment der Gottesgeschichte, in dem Gott ganz deutlich und klar Gesicht zeigt! In Jesus von Nazareth lässt Gott alle Masken fallen und zeigt sein wahres Antlitz. Es ist nicht ein großes Wolkengesicht oder eine Art blitzender Supernova, sondern es ist ein menschliches Gesicht, in dem Gott sich zu erkennen gibt.
Hier zeigt er, wie er ist und was er beabsichtigt. Hier zeigt er seine absolute Nähe. Hier zeigt er, sein tiefstes Wesen. Dort kann ich ihn sehen und erkennen.
Jesus, der Wunder tut und Menschen heilt. Jesus, der selbst leidet und am Kreuz stirbt. Jesus, der die Grenze des Todes durchbricht und die Ewigkeit öffnet. So ist Gott!
Zugegeben: Für mein menschliches Denken immer noch zu hoch und zu viel. Aber für mein Glauben und Vertrauen genau richtig. Eines weiß ich: Wenn ich mit Jesus lebe, entdecke ich Gottes wahres Angesicht Tag für Tag neu. Und immer wieder staune ich mehr…
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